(Anonyme) Kryptowährungen - Regulierung und mögliche Verbote
Der Inhalt dieses Beitrags wurde auch in der Episode "MM023 Stammtisch Spezial – Massentauglichkeit Teil 2" des Monero-Mumble-Podcasts besprochen.
politische Argumente für Verbote
- Kriminalität
- Drogenhandel
- Waffenhandel
- Terrorismus
- Geldwäsche (Steuerhinterziehung)
- Kinderpornografie
gesellschaftliche Argumente für Kryptowährungen im Allgemeinen
Hinweis: Die hier getroffenen Zuschreibungen beziehen sich auf die Kryptowährung „Bitcoin“, sie sind jedoch auf viele weitere Kryptowährungen übertragbar.
- diskriminierungsfreier Zugang
- nahezu nicht zensierbare Transaktionen1)
- Einlagensicherung / Schutz vor Beschlagnahmung
- …aus finanzpolitischen Gründen bei Banken-, Finanz- oder Wirtschaftskrisen (Beispiel Zypern in der Eurokrise)
- …aus politischen Gründen (Beispiel Wikileaks/ Operation Payback)
- Schutz gegen Hyperinflation (Beispiel Venezuela)
gesellschaftliche Argumente für anonyme Kryptowährungen im Speziellen
Hinweis: Die hier getroffenen Zuschreibungen beziehen sich auf die Kryptowährung „Monero“, sie sind aber auf viele weitere Kryptowährungen übertragbar.
Funfact aus der Wikipedia: „In Deutschland sind Dienstanbieter gemäß § 13 Absatz 6 Telemediengesetz verpflichtet, „die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen“. Eine Kryptowährung erfüllt diese Anforderung bereits durch ihre Konstruktion.“
- finanzielle Unterstützung von Aktivist*innen/ NGOs
- Menschenrechtler*innen
- (Investigativ-)Journalist*innen
- Whistleblower*innen
- Flüchtlingshelfer*innen
- Umweltschützer*innen
- Globalisierungsgegner*innen
- außerparlamentarische Opposition
- Schutz der Privatsphäre gegen Profiling (siehe auch: Persönlichkeitsrecht)
- Diskriminierung (durch Analyse des Kaufverhaltens z.B. in Bewerbungsverfahren, bei Mietverträgen, etc.)
- Rating (Beurteilung der Kreditwürdigkeit durch Analyse des Kaufverhaltens)
- Versicherungen (Beurteilung der (un)gesunden Lebensweise durch Analyse des Kaufverhaltens)
- Gebühren (höhere Zinsen/ Versicherungskosten durch o.g. Punkte)
- gezielt (manipulativ) zugeschnittene Werbung
- Bezahlung von Anonymisierungsdiensten
- Web-/E-Mailhoster
- VPNs
- Umgehung von Wirtschaftssanktionen durch Drittstaaten (Beispiel EU ↔ Instex ↔ Iran)
- Beschaffung von (zu unrecht) zensierten Medien
- Beschaffung von legalen, aber gesellschaftlich geächteten Medien (grenzwertige politische Inhalte, Pornografie, etc.)
Verbotsrelevante Institutionen
- Bundesministerium der Finanzen (BMF)
- Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
- Deutsche Bundesbank
- Europäische Zentralbank (EZB)
- Financial Action Task Force (FATF)
- World Economic Forum
- Sicherheitsbehörden
- Europol
- BKA
- Zoll
Mögliche Umsetzungen von Verboten (technisch)
- Takedowns oder Übernahmen
- getmonero.org
- GitHub
- App Stores
- Public Nodes
- Mining Pools
- Manipulationen der Anwendungen (Daemon/ Wallet)
- eingeschleuste staatliche Akteure ins Entwicklerteam („Rouge-Devs“)
- manipulierte Binarys (gab es schon)
- manipulierter Quellcode
- Infektion des Daemon-/Wallet-Hosts („Bundestrojaner“)
- Ermittlung von Anwender*innen anhand des Netzwerkverkehrs
- Meldepflicht für Telkos bei Anwender*innen mit Traffic auf verdächtigen Ports (18080 / 18081)
- Deep-Packet-Inspection (DPI)/ Mustererkennung
- Analyse des Netzwerk-Verkehrs bekannter Public Nodes
- Ermittlung von Anwender*innen auf Handels- und Marktplätzen
- Zugriff auf zentralisierte Kryptobörsen
- Undercover-An-/ und Verkäufer*innen auf dezentralen Währungsbörsen
- Strafverfolgung gegen Anbieter*innen von Produkten und Dienstleistungen auf (dezentralen) Handelsplätzen
Zustand und Ausblick
- Best Practise:
- anonymer Netzwerkverkehr (z.B. TOR)
- anonymer Währungswechsel auf dezentralen Tauschbörsen (z.B. Bisq)
- anonymer Bezug von Waren und Dienstleistungen via dezentraler Marktplätze (z.B. OpenBazaar)2)
- Worst Case Scenario: Ein internationales Verbot von Besitz und Handel (anonymer) Kryptowährungen (z.B. auf G20-Ebene)
Abschließende Bewertung: Mögliche Verbote von (anonymen) Kryptowährungen wären zwar technisch umgehbar, würden in der Praxis aber dazu führen, dass kaum noch Handel gegen Fiat-Währungen und/ oder Produkte und Dienstleistungen angeboten bzw. nachgefragt würden. (Anonyme) Kryptowährungen wären damit nahezu unbrauchbar und entsprechend wertlos.